Gesunde Führung: Wertschätzung und Wohlbefinden im Unternehmen nachhaltig fördern

In unserer täglichen Arbeit fragen wir uns immer wieder: Welche Themen bewegen die Arbeitswelt? Im Bereich Führungskultur hat vor allem das Thema „Gesunde Führung“ in den letzten Jahren einen maßgeblichen Bedeutungszuwachs erfahren.[1] Gesunde Führung bedeutet, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das Wohlbefinden, Motivation und Leistungsfähigkeit fördert. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie nicht nur Stress regulieren und Resilienz vorleben, sondern auch eine wertschätzende, transparente und von psychologischer Sicherheit geprägte Kommunikation etablieren. Konfliktmanagement, Befähigung der Mitarbeitenden und regelmäßiges Feedback sind weitere Schlüsselkomponenten. Unternehmen profitieren von weniger Fehlzeiten, höherer Produktivität und einer positiven Unternehmenskultur. Doch wie gelingt gesunde Führung in der Praxis? Entscheidend sind achtsames Verhalten, klare Ziele und die Förderung von Eigenverantwortung.

Was ist gesunde Führung?

Gesundes Führen ist die positive und direkte oder indirekte Einflussnahme auf den Arbeitskontext und das Verhalten von Mitarbeitenden in einer Organisation, mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Belegschaft nachhaltig zu erhalten und zu fördern.

Das Hauptziel von gesunder Führung ist daher nicht nur, Fehlzeiten oder Präsentismus zu vermeiden, sondern mit gutem Beispiel voranzugehen und aktiv die Rahmenbedingungen für ein positives, gesundes Miteinander im Betrieb zu schaffen, in dem Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten können. Dabei stehen Vertrauen und Wertschätzung im Fokus, ebenso wie die optimale Belastungsverteilung im Team. Auch Freiräume bei der Arbeitsgestaltung sowie das Vorleben eines gesunden und fairen Miteinanders gehören zu gesunder Führung.

Warum ist gesunde Führung so wichtig?

Gesunde Führung ist entscheidend, weil sie das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeitenden stärkt, Stress langfristig reduzieren und die Zusammenarbeit verbessern kann. Für Unternehmen bedeutet dies weniger Fehlzeiten, höhere Produktivität und eine positive Unternehmenskultur. Führungskräfte, die achtsam und wertschätzend handeln, schaffen ein Umfeld, in dem Mitarbeitende gerne ihr Bestes geben, was langfristig den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens fördert.

Wie kann gesunde Führung gelingen?

Die Ziele und Vorteile gesunder Führung sind ziemlich einleuchtend. Während diese Einsicht oft einfach ist und schnell erfolgt, sind sowohl die Umsetzung als auch die Integration von guter Führung in die Organisation häufig schwierig. Viele Führungskräfte sind sich unsicher, wo man am besten ansetzt und welche Stellschrauben wichtig sind. Auf welche Kompetenzen und Maßnahmen kommt es also an?

1. Resiliente Führungskräfte

Gesunde Führung gelingt mit einer resilienten Führungskraft meist besser. Resilienz meint, trotz widriger Umstände mental gesund und produktiv zu bleiben. Resiliente Personen haben oft ein gutes Zeitmanagement und können besser mit Stress umgehen. Führungskräfte können so verhindern, dass dieser auf ihr Team übergeht. Außerdem treffen sie durchdachtere Entscheidungen und bleiben auch in der Krise handlungsfähig. Diese emotionale Stabilität wirkt sich positiv auf das Team und die Unternehmenskultur aus.

In Zeiten von Personalnot, immer schnelleren Prozessen, ständiger Erreichbarkeit und wachsender Aufgabenfülle können auch erfahrene Führungskräfte dauerhaft gestresst sein. Also, wie kann man seine Resilienz dauerhaft fördern?

Beispielsweise durch regelmäßige sportliche Aktivitäten, positive Beziehungen, bewusste Entspannung und Achtsamkeitspraxis. Und ebenfalls wichtig: regelmäßiger und ausreichend langer Schlaf. Mehr zum Thema Resilienz finden Sie auch hier.

2. Konfliktmanagement

Eine Hauptaufgabe der Führungskraft ist es, Konflikte im Team zu erkennen und steuernd einzugreifen, bevor diese ungünstig eskalieren. Dabei ist auch die Haltung zu Konflikten wichtig: Diese sind nicht nur negativ, sondern können eine Chance zur Weiterentwicklung für alle Parteien sein.

Schwierige Gespräche lassen sich in diesem Kontext oft nicht vermeiden. Versuchen Sie dabei die Perspektive der anderen Person einzunehmen und bleiben Sie ruhig und fair in Ihrer Kommunikation. Auch wenn die andere Person laut wird, Sie beschuldigt oder provoziert, gewinnen Sie nichts, wenn Sie sich diesem Verhalten anpassen. Auch kann es hilfreich sein, eigenes Fehlverhalten und Probleme offen zuzugeben.

Das Fehlen offener Kommunikation führt oft dazu, dass bestehende Konflikte im Team schwelen, Stress verursachen und langfristig die Stimmung drücken. Mit gezielten Nachfragen bewegen Sie andere Personen dazu, über ihr Handeln nachzudenken und dieses zu erklären, z.B. „Ich sehe, dass Sie aufgebracht sind. Was genau stört Sie?“ oder „Was muss sich in Zukunft ändern, damit Situation X nicht mehr auftritt?“.

3. Kommunikation & psychologische Sicherheit

Essenziell für gesunde und gute Führung ist offene und transparente Kommunikation in Kombination mit psychologischer Sicherheit. Psychologische Sicherheit meint eine Arbeitsumgebung, die Mitarbeitenden das Gefühl gibt, dass sie ihre Ideen, Meinungen oder auch das Eingestehen von Fehlern sicher und offen kommunizieren können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen oder Sanktionen haben zu müssen. Ist psychologische Sicherheit im Team vorhanden, dann können auch unangenehme Themen respektvoll angesprochen werden. Niemand muss Angst davor haben etwas „Dummes“ zu sagen oder davor, herabgesetzt zu werden, weil man eine Meinung vertritt, die sonst vielleicht keine:r hat. Die Würde der:des Einzelnen wird immer gewahrt.

Etablieren Sie am besten regelmäßige Team-Meetings, in denen jede:r zu Wort kommen kann. Sofern Ihr Team nicht zu groß ist, versuchen Sie, Ihren Mitarbeitenden regelmäßige 1:1-Meetings zu ermöglichen. Dort geht es dann nur um die Belange der:des Einzelnen. So kann erreicht werden, dass alle gehört und z.B. Konflikte frühzeitig erkannt werden. Zur offenen Kommunikation gehört auch, die eigene Erreichbarkeit klar zu kommunizieren. Optimalerweise pflegen alle Teammitglieder ihren Kalender und machen ihn sichtbar für das Team. Ziele und Vorstellungen sollten außerdem ganz eindeutig vermittelt werden. Vergewissern Sie sich als Führungskraft, dass alles verstanden wurde und alle wissen, was getan werden muss.

Auch regelmäßige Mitarbeitendengespräche gehören zu guter Kommunikation. Diese sollten durchgeführt werden, um die Arbeit und die Leistung der:des Mitarbeitenden transparent und konstruktiv zu bewerten. Dies ermöglicht die langfristige Weiterentwicklung des Teams. Manchmal gibt es auch besondere Anlässe, zu denen ein Mitarbeitendengespräch sinnvoll ist, wie z.B. besonders herausragende oder nicht ausreichende Leistungen, Konflikte, Prozessänderungen, Nichteinhaltung von Vorgaben, Optimierung von Arbeitsabläufen oder längere Krankheit im Team.

4. Befähigung

Befähigung bedeutet, dass Mitarbeitende die notwendigen Fähigkeiten, Ressourcen und Entscheidungsfreiheiten erhalten, um ihre Aufgaben eigenständig und effektiv zu erledigen. Dabei nimmt die Führungskraft die Rolle eines Coaches oder Mentors innerhalb des Teams ein. In dieser Rolle helfen sie den Mitarbeitenden, sich eben jene Fähigkeiten anzueignen, die für die Bewältigung ihrer Arbeit wichtig sind. Dabei kann es um die eigenständige Priorisierung von Aufgaben gehen, die Aneignung von Fachwissen oder Soft Skills.

Menschen zu gesund führen, heißt auch, ihnen in ihrer Arbeitsorganisation zu vertrauen. Gemäß dem Vorsatz „Weniger Kontrolle ist mehr“, sollte der Fokus im Team auf Eigenverantwortung und Autonomie liegen. Ermutigen Sie z.B. flexibles Arbeiten und gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Manche Menschen arbeiten abends besonders effektiv, andere morgens. Die Leistungsbewertung sollte entsprechend ergebnisorientiert erfolgen. Solange Ergebnisse stimmen und gemeinsame Meetings eingehalten werden, sollten Sie nicht darauf pochen, wann oder wie die Arbeit verrichtet werden muss. Wichtig hierbei: Gemeinsame Ziele und angestrebte Ergebnisse klar definieren!

5. Wertschätzung und Feedback

Ohne Feedback ist lernen kaum möglich. Feedback ist ein mächtiges Werkzeug, um als Team effektiver zu werden und zusammenzuwachsen. Unterschieden wird hierbei zwischen konstruktivem und positivem Feedback. Positives Feedback hebt gute Leistungen oder Verhaltensweisen hervor. Konstruktives Feedback kann sowohl Lob als auch Kritik enthalten, ist aber darauf ausgerichtet, konkrete Verbesserungsvorschläge zu geben und Weiterentwicklung zu fördern. Das Verhältnis von konstruktivem Feedback zu positivem Feedback sollte bei mindestens 1:5 liegen. Manche Fachleute empfehlen sogar mehr (1:6-1:9). In der Regel braucht es fünf positive Feedbacks um ein Negatives emotional auszugleichen. Auch positives Feedback ist am besten konkret zu geben, aber auch ein einfaches "Danke" oder "Toll gemacht" kann schon Wunder wirken. Ist ein Projekt mal nicht so gut gelaufen, sollten auch hier die positiven Aspekte hervorgehoben, während Kritikpunkte kommuniziert werden. Nur so können wir uns weiterentwickeln und nachhaltig an unseren Fähigkeiten arbeiten.

 

Quelle:

[1] Techniker Krankenkasse. (2023). #whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Welt: Ergebnisse der repräsentativen Studie 2023. Techniker Krankenkasse. https://www.tk.de/resource/blob/2145756/3005523ae7a54b38cbdd7445021cdb11/studie--whatsnext-2023-data.pdf