Sucht in der Familie: Wenn Sorge zur Realität wird

„Vielleicht ist es nur eine stressige Phase.“
Dieser Gedanke kann Angehörigen durch den Kopf gehen, wenn sie Veränderungen im Verhalten eines geliebten Menschen bemerken. Doch was, wenn diese Veränderungen andauern und sich sogar verstärken? Wenn aus gelegentlichem Konsum ein zwanghaftes Verhalten wird, das den Alltag dominiert? Für viele Angehörige beginnt die Sorge um eine mögliche Suchterkrankung eines nahestehenden Menschen genau so – mit kleinen Anzeichen, die sich langsam zu einem großen Problem entwickeln können.
Was tun, wenn ein geliebter Mensch betroffen ist?
Wenn der Verdacht besteht, dass jemand in der Familie oder im Freundeskreis von einer Sucht betroffen ist, fühlen sich viele Angehörige zunächst hilflos. Es ist wichtig zu verstehen, dass Sucht eine Krankheit ist und kein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Moral. Der erste Schritt besteht darin, sich über das Thema zu informieren und zu verstehen, dass professionelle Hilfe oft notwendig ist. Was können Sie darüber hinaus tun, um zu helfen? Wir haben Ihnen nachfolgend einige konkrete Tipps für verschiedene Situationen zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen können, Ihren geliebten Menschen zu unterstützen und gleichzeitig auch auf sich selbst zu achten.
Wichtige Tipps
Für Partner:innen
- Sprechen Sie das Thema in einer ruhigen und liebevollen Atmosphäre an. Vermeiden Sie Vorwürfe und betonen Sie, dass Ihre Sorge aus Liebe und Fürsorge resultiert.
- Sucht ist oft mit Scham und Schuldgefühlen verbunden. Zeigen Sie Verständnis für die Schwierigkeiten des/der Partner:in und seien Sie geduldig.
- Schlagen Sie vor, gemeinsam professionelle Hilfe zu suchen, sei es durch einen Anruf bei Stimulus, eine Therapie, eine Selbsthilfegruppe oder eine Suchtberatungsstelle.
Für den Freundeskreis und die Kollegschaft
- Wenn Sie Veränderungen bei einem/einer Kolleg:in oder im Freundeskreis bemerken, sprechen Sie diese vorsichtig und ohne zu urteilen an. Vermeiden Sie es, die betroffene Person vor dem gesamten Team bzw. der gesamten Gruppe darauf anzusprechen.
- Seien Sie offen für Gespräche, aber respektieren Sie die Privatsphäre des/der Kolleg:in. Manchmal hilft es schon, einfach da zu sein und zuzuhören.
- Ermutigen Sie die betroffene Person, sich Unterstützung zu holen, und bieten Sie an, ihn/sie bei diesem Schritt zu begleiten, z.B. zu einer Beratungsstelle.
Für Führungskräfte
- Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten oder in der Leistung Ihrer Mitarbeitenden. Häufige Fehlzeiten, nachlassende Konzentration oder plötzliche Stimmungsschwankungen können Hinweise auf ein Suchtproblem sein.
- Führen Sie ein vertrauliches Gespräch, in dem Sie Ihre Beobachtungen sachlich und ohne Vorwürfe schildern. Betonen Sie, dass Ihnen das Wohl des/der Mitarbeiter:in wichtig ist.
- Weisen Sie auf betriebliche Gesundheitsangebote, z.B. das EAP von Stimulus, oder externe Beratungsstellen hin. Bieten Sie Hilfe beim Finden von Lösungen an, ohne die betroffene Person zu drängen.
- Machen Sie deutlich, dass es wichtig ist, professionelles Verhalten aufrechtzuerhalten, und legen Sie gemeinsam Schritte fest, um die Situation zu verbessern.
Was können Sie tun?
Wenn ein:e Angehörige:r an einer Sucht leidet, ist es wichtig, dass Sie auch auf sich selbst achten, um gesund zu bleiben. Dies kann mit verschiedenen Maßnahmen erreicht werden:
- Achten Sie darauf, sich nicht zu überfordern. Es ist nicht Ihre Aufgabe, die alleinige Verantwortung für die Genesung Ihres Angehörigen zu tragen. Setzen Sie klare Grenzen, um sich selbst zu schützen.
- Sprechen Sie mit vertrauten Freund:innen oder Familienmitgliedern über Ihre Sorgen. Der Austausch in Selbsthilfegruppen kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
- Überlegen Sie, ob Sie selbst therapeutische Unterstützung benötigen. Ein:e Therapeut:in kann Ihnen helfen, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
- Achten Sie auf regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf. Diese Grundpfeiler der Gesundheit helfen Ihnen, mit Stress besser umzugehen.
- Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Hobbys und Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga. Diese Aktivitäten geben Ihnen Energie und helfen, Ihr inneres Gleichgewicht zu bewahren.
- Akzeptieren Sie, dass der Genesungsprozess Zeit braucht und Rückschläge normal sind. Seien Sie geduldig mit sich selbst und erkennen Sie an, dass Sie Ihr Bestes tun.
- Informieren Sie sich über Sucht und Co-Abhängigkeit. Ein besseres Verständnis der Situation hilft Ihnen, Ihre:n Angehörige:n sinnvoll zu unterstützen, ohne sich selbst zu verlieren.
Das können wir für Sie tun, wenn Sie bei einer angehörigen Person zwanghaftes Verhalten vermuten:
- Wir hören Ihnen zu und nehmen Ihr Anliegen ernst.
- Wir geben Ihnen eine fachlich fundierte Einschätzung der Situation.
- Wir stellen Ihnen Informationen zur Verfügung.
- Wir helfen Ihnen, Wege zu finden, wie Sie einen wirklich hilfreichen Kontakt mit der/dem Angehörigen gestalten können – das ist nicht nur für die betroffene Person wichtig, sondern besonders für Sie selbst!
- Wir erarbeiten mit Ihnen nächste Schritte, um die Situation zu verbessern.
- Wir suchen mit Ihnen nach Strategien, damit Sie den Alltag entspannter bewältigen können.
- Wir helfen Ihnen, Kontakt mit weiteren hilfreichen Ansprechpersonen oder Institutionen aufzunehmen.
Weitere Informationen
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) https://www.dhs.de
Selbsthilfegruppen Al-Anon und Alateen (für Angehörige) https://www.al-anon.de/
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
(DGUV) (für Führungskräfte) https://www.dguv.de/
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